17.12.2011 / 148. Tag  Bacalar ( Mexiko ) - Orange Walk ( Belize )

 

Wie Ihr seht habe ich Mexiko hinter mir gelassen. Bin heute Morgen nicht ganz so früh losgekommen. Ist ja Samstag, erst einmal Bundesliga. Dann hatten sie mich auch noch zugeparkt. Also ging es erst um 12 Uhr weiter. Bin zuerst nach Chetumal gefahren, mal schauen ob ich noch einen neuen Vorderreifen kriege. War leider etwas spät. Samstag ab 1 Uhr war alles dicht. Nun gut, der Alte geht noch ein wenig. Dann zur Grenze. Pünktlich am mexikanischen Schlagbaum öffneten sich die Schleusen. Bevor ich in den Regenklamotten war, tropfte meine Kombi schon wieder. Dann an der Grenze die Papiere rein und raus, liegt jetzt alles auf dem Bett zum Trocknen. Ging bei den Mexikanern alles recht easy. Die Zollbescheinigung für's Motorrad durfte ich behalten. Hoffentlich belasten sie die 200 Dollar auch nicht. Dann Richtung Belize. Es regnet immer noch. Ich fahre vor. Nein, so könnte ich nicht über die Grenze. Ich müsste den Stempel von der Einreisebehörde haben. Gut, zur Einreisebehörde. Die können auch nicht weitermachen. Die Bescheinigung, dass mein Motorrad desinfiziert ist, fehlt.

Auf zum Desinfizierer. Der fängt gar nicht erst an. Kostet nämlich 5 Belizedollar. Also auf, zum Geldwechsler. Von dort zum Desinfizierer. Der sprüht einen lächerlich kleinen Strahl auf beide Reifen. Fertig - desinfiziert. Nun gut, er stellt die Bescheinigung aus.  Jetzt wieder zur Einreise. Ok, ich darf einreisen. Jetzt zum Zoll. Moped muss ja auch mit.

Geht aber ziemlich leicht. Ich glaube da kommt an den nächsten Grenzen Schlimmeres. Jetzt lassen die Jungs an der Grenze mich durch. Ich bin aber noch nicht fertig. Muss noch zur staatlichen Versicherunggesellschaft. Versicherung für das Moped ist Pflicht. Der Versicherungsagent erzählt mir so ganz nebenbei, dass das Wetter bis Weihnachten schlecht bleibt. Immer wieder Regen. Prost Mahlzeit. Zelten am Karibikstrand, ade. Ich fahre noch bis Orange Walk. Es regnet immer wieder. Also ab ins Hotel. Hoffen wir mal, dass es besser wird. Auf die Gurkerei habe ich keinen Bock. Die Straßen sind durch das platt gefahrene Zuckerrohr bei Regen ganz schön glitschig. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Keine Bilder, wegen Scheißwetter.                Kleine Änderung. Auf einmal ist draußen ein riesen Spektakel. Weihnachtsumzug, der eher an Rosenmontag erinnert. Fetzige Musik. Steelbands. Weihnachten mal anders. Das hört sich schon mehr nach Karibik an.

18.12.2011 / 149. Tag  Orange Walk

 

Es regnet weiter. Ich entscheide mich, noch einen Tag in Orange Walk zu bleiben. Netterweise nimmt sich die Hotelbesitzerin meiner an und fragt ob ich nicht Lust hätte, am Nachmittag mit Ihr in die Kirche zu gehen. Karibische Kirche, dass hört sich gut an, da bin ich dabei. Vorher noch ein wenig Bummeln durch Orange Walk. Auch wieder so ein lausiges Nest. Dann am Nachmittag der Gang zur Kirche. Elisa, so heißt meine Wirtin, ist ein zartes dunkelhäutiges nettes Persönchen, von allen nur  Black Barbie genannt. Kleines Übel: sie riecht aus jeder Pore nach Knoblauch. Wegen der Gesundheit, sagt sie. Zu jeder Mahlzeit vertilgt sie 4 Zehen roh. Da hilft auch kein Parfum mehr, der Duft dringt durch. Wir schreiten also Richtung Kirche. Elisa ganz auf schick. Plötzlich, gar nicht mehr Barbie-like, furzt sie zweimal. Ich muss wohl etwas erstaunt geschaut haben. Sie hätte "Fried Chicken" gegessen und das Essen war wohl etwas würzig. Ich will noch einen Konter setzen, hatte aber nur Ham & Cheese Burger und der bringt es einfach nicht. Bis zur Kirche bleibt es ruhig. Beim Betreten der Kirche kommt einer im schmuddeligen T-Shirt, mit nicht ganz kompletter Zahnreihe, auf uns zu. Ich denke - der Gärtner oder sowas. Elisa stellt uns vor, es ist der Pastor. Vorne am Altar, stimmt hier ist ja keiner, also da wo sonst der Altar ist, ein Schlagzeug, eine E-Gitarre, eine Hammondorgel und zwei Akkustikgitarren. Etwas ungewöhnlich für eine Kirche. Dann geht es los Der Pastor hat sich ein frisches Hemd angezogen und ab geht die Luzi. Am Anfang denke ich, ich bin im Rockkonzert. Der Pastor hat Entertainer Qualitäten. Es wird im 1. Drittel fast nur Musik gemacht. Alle Leute von den Stühlen und voll dabei. Klatschen, Singen und Tralala. Elisa neben mir riecht immer noch und zu allem Überfluss holt sie jetzt eine Knoblauchzehe aus der Tasche, womit sie ständig ein Jesusbildchen einreibt. Es ist wohl nicht wegen der Gesundheit, sondern um das Böse fernzuhalten. Der Geruch wird dadurch nicht besser. Eine Reihe vor mir flirtet ein ganz süßes Mädel mit mir. Will sogar ihr Fläschchen mit mir teilen. Aber warm gemachte Milch ist nicht ganz so mein Fall. Mama hat sie ganz schick gemacht, mit Lackschühchen und Seidenkleid. Hier wird alles mitgenommen in die Kirche vom Säugling bis zum Tatagreis und jede Menge Lebensmittel. Wer hat, gibt und nach der Messe wird alles gegessen und getrunken und die Armen nehmen mit nach Hause.

Der Rest des Gottedienstes ist unheimlich spirituell, Hallelujah. Ich habe noch nie so viele Menschen in der Kirche Weinen sehen. Hallelujah und immerwieder Hallelujah und Amen. Der Pastor hat echt Charisma, wie der die Leute mitreißt ist schon bemerkenswert. Jetzt kommen fast nur noch Predigten von allen möglichen Leuten. Hallelujah. Nach 3 Stunden bin ich am Ende. Hallelujah. Ab ins Hotel. Kriege den Knoblauchgeruch nicht mehr aus der Nase. Hallelujah. Ich sinke ins Bett und schlafe ein. Amen


19.12.2011 / 150.Tag   Orange Walk - Dangriga

 

Irgendwie riecht es immer noch nach Knoblauch. Nach ein paar Internetchecks geht es weiter.  Frühstück gibt es unterwegs an einer Frittenschmiede. Der Besitzer erzählt mir, wer alles so in letzter Zeit bei ihm vorbeigekommen ist und zeigt mir die Fotos. Ich muss mich natürlich auch in Positur stellen. Ich lasse Belize City links liegen und fahre auch nicht den Highway über Belmopan, den habe ich mir für die Weiterreise aufgespart, sondern nehme den alten Highway. Laut Karte ist die Straße gelb eingezeichnet, wird aber am Ende wieder rot wie der neue Highway. Ich habe schon festgestellt, dass alle gelb eingezeichneten Straßen, immerhin hier 2. Kategorie, unbefestigt sind. Also auf gehts. Da es die letzten 2 Tage geregnet hat ist die Straße auch dementsprechend. Die Lehmpassagen sind wie Schmierseife, dafür ist der Sand etwas fester. Ich bin völlig angespannt, kneife mindestens 30 - 50 ig Mal die Arschbacken zusammen vor lauter Verkrampfung, dass ich mich nicht lang mache. Keine Menschenseele, dann ein einheimischer Fahrradfahrer. Kleines Gespräch, hey man, alles cool hier, Straße bleibt so, ok. Sowieso nur noch Schwarze hier. Alle völlig relaxt. Nach 30 km urplötzlich ein riesen Rasterman. Kaum Zähne, dafür schön Glanz auf dem Auge. "do you wonna smoke" "no, I don't smoke and drive" auf meine Frage, wie weit es denn noch bis zum Asphalt ist, meint er "6 miles".

Also es waren 23 miles. Er hat sich mal eben um 25 km verschätzt. Also der muss so zu gewesen sein. Wenn der mir die richtige Entfernung gesagt hätte, dann hätte ich mit ihm eine geraucht. Diese 65 km waren Hartcore aber auch wieder ein Erlebnis. Eine Fahrt auf Schmierseife durch den Tropenwald. Bin auf jeden Fall gut in Dangriga gelandet - an der Karibikküste. Was sich hier auch nicht verheimlichen läßt. Nur Rasters und viel Wellblech. Ist schon ein armes Volk, die Menschen in Belize.

20.12.2011 / 151. Tag  Dangriga  - San Ignacio

 

"Ein Taucher der nichts taucht, taucht nix." Getreu diesem Motto, ich tauche nämlich nix, habe ich mir die tollen Schnorcheltouren an Belizes Küste einschließlich Barrier Reef geklemmt und bin weiter gefahren. Nach einer herzlichen Verabschiedung von Dana, meiner Hostelmutter. Die Leute in Belize sind unheimlich nett und freundlich und ich finde das Land faszinierend. Die geilen Karibikstrände mit Karibikflair an der Küste und dieses wahnsinnsgrüne Inland mit den Obstplantagen und der üppigen Vegetation. Ich wollte mir an sich noch den Blue Hole Nationalpark ansehen, aber der hatte zu, wieso auch immer. Habe noch einen kleinen Stopp bei Kropf,s Bäckerei gemacht. Amerikanische Mennoniten mit deutschen Wurzeln. Im Hintergrund wurde Stille Nacht gespielt und es roch so gut nach warmen Plätzchen, da bekam ich dann doch feuchte Augen und ein wenig Heimweh.  Ich bin dann über Belmopan, die Hauptstadt von Belize, mit 15.000 Einwohnern eine der Kleinsten der Welt, direkt nach San Ignacion gefahren. Bin jetzt kurz vor der Grenze zu Guatemala. Hier campe ich mal wieder. Bin der Einzige auf dem Campingplatz. Mal schauen wie lange ich es hier aushalte. Weihnachten will ich auf jeden Fall in Guatemala sein.

21.12.2011 / 152. Tag   San Ignacio

 

Ich bin mal noch einenTag geblieben, weil ich mir die Rio Frio Cave ansehen wollte. Was ich dann auch gemacht habe. Ich bin ja vor zwei Tagen, die alte Coastal Road gefahren und habe gedacht, dass wäre Hartcore. Es geht noch schlimmer. Heute die Straße hat das Ganze noch getopt. Eine Schlaglochpiste sondergleichen, teilweise Geröll, teilweise Lehm. Gott sei Dank schon zu 90 Prozent abgetrocknet, aber leider nur 90 Prozent und keine Hundert. Bei Regen ist die Straße unpassierbar. Die gute African Twin hat mich treu und brav hin und zurück gebracht. Obwohl ich das ein oder andere Mal dachte "jetzt fallen gleich die Koffer ab".  1,5 km vor dem Ziel, mitten im Dschungel, musste ich das Motorrad stehen lassen und zu Fuß weiter. Wollte doch wenigstens die Höhle sehen. Hier ist nun wirklich keiner mehr. Der in der Nähe liegende Ort, Augustine ist schon seit einiger Zeit ohne Einwohner, menschenleer. Ist schon ein wenig komisch, so ganz alleine im Wald. Aber hat ja alles geklappt. Auf dem Rückweg habe ich mir noch eine Dschungellodge, von denen es hier einige gibt angesehen. Ganz nett, in völliger Wildnis. Hier kann man Relaxen. Den nächsten Ort erreicht man nur über 30 km Buckelpiste. Morgen geht es weiter nach Guatemala. Daumen drücken, dass alles gut geht. Es wird laut Auswärtigem Amt gefährlicher. Hoffe wir mal das Beste.